Eine gute Kartoffel hat eine glatte Schale, keine Schwarzflecken und möglichst flache Augen. Wie aber werden sie angebaut? Ein Besuch auf einem Bauernhof in Wannbach.
Bernd Richter und seine Frau Simone setzen seit vielen Jahren auf ökologische Landwirtschaft. „Ich mag einfach keine Chemie mehr spritzen oder Kunstdünger einsetzen“, sagt Bernd Richter.
10 verschiedene Kartoffelsorten
Der sympathische Landwirt baut auf seinen Feldern rund um Wannbach rund zehn verschiedene Kartoffelsorten an. Zu seinen Bestsellern gehören festkochende Kartoffeln wie Laura, Sieglinde oder Princess. Wer mehlige Kartoffelsorten sucht, für den ist die Sorte Lilly erste Wahl.
Ob festkochend oder mehlig – die Kartoffeln gedeihen auf den sandigen Böden zwischen Wannbach und Pretzfeld prächtig. Kartoffeln mögen keine Staunässe. Um gut zu wachsen, brauchen sie einen möglichst nährstoffreichen Boden und einen sonnigen Standort. Beim Anbau setzt Bernd Richter vor allem auf Sorten, die er früh im Jahr ernten kann. So lässt sich auch der Kartoffelkäfer im Zaum halten.
Anhäufeln und Abstriegeln
Damit die Kartoffeln gut anwachsen, lässt Bernd Richter seine Saatkartoffeln 2-3 Wochen vorkeimen, bevor er sie im Mai auspflanzt. „So dick wie sie sind, so viel Erde soll darüber sein“, heißt eine alte Bauernregel. Sind die Kartoffeln im Boden eingesetzt, heißt es für den Landwirt noch etwa ein bis zwei Mal die Dämme abstriegeln und wieder anhäufeln. „Danach lassen wir die Kartoffeln in Ruhe“, sagt Bernd Richter. Unkraut bekämpft der Landwirt nur maschinell: durch Hacken und Jäten.
Dank der angehäufelten Dämme erwärmt sich der Boden besser, gleichzeitig schützen die kleinen Erdwälle die lichtempfindliche Kartoffelknolle. Bekommt eine Knolle zu viel Sonne ab, bildet sie den Stoff Solanin und wird giftig. Erkennbar ist das an der grünen Farbe.
Der richtige Erntezeitpunkt
Von Juni bis August blüht die Kartoffel. Während der Blütezeit bildet die Kartoffel die typischen Knollen, die allmählich größer werden. Wenn die Pflanze welk und braun wird, rückt der Erntezeitpunkt näher. Zwei bis drei Wochen nach Absterben des Krautes, ist der ideale Erntezeitpunkt erreicht.
Für Bernd Richter dauert die Haupterntezeit meist von Ende Juli bis Ende September. Frühkartoffeln, die im Juli und August geerntet werden, sind noch nicht lagerfähig und müssen gleich verbraucht werden. Die lagerfähigen Kartoffeln landen im Kartoffelkeller und werden nach Sorten getrennt und in handliche 5 Kilo-Netze verpackt über die Kartoffelkiste verkauft.
Rund 50 kg Kartoffeln verbraucht ein Deutscher pro Jahr. Die Hälfte davon jedoch in Form von Pommes Frites oder ähnlich verarbeiteten Fertiggerichten. Davon ist man bei Familie Richter weit entfernt: „Wir essen die Kartoffeln am liebsten mit Schale“, erzählt der Landwirt.
Samstags gibt es frisches Holzofenbrot
Bernd Richter baut nicht nur Kartoffeln an – auch für das Brotbacken kann er sich begeistern. Kein Wunder: Die Tradition des Brotbackens gehört zur Gemeinde Pretzfeld wie das Kirschenfest im Juli. „Bei uns auf dem Hof wurde schon immer Brot gebacken“, erzählt der Landwirt.
Er verarbeitet jede Woche 50 - 60 Kilogramm Mehl zu frischem Sauerteigbrot. Auf Wunsch verfeinert er es mit Walnüssen oder Röstzwiebeln. Schon sein Vater war begeisterter Brotbäcker. Als der alte Backofen baufällig wurde, errichtete Bernd Richter einen neuen Holzofen. Ihm war es wichtig, die alte Tradition fortzuführen.
Der Backtag beginnt morgens um 4 Uhr
Damit das Brot am Samstag fertig ist, beginnt Bernd Richter bereits am Freitagmittag mit den Vorbereitungen. Mehrmals füttert er seinen Sauerteigansatz mit Mehl an, um die Teigkulturen zu aktivieren. Samstags ist Bernd Richter bereits ab 4 Uhr morgens auf den Beinen, um den Teig zu verarbeiten. Das kräftige Durchkneten übernimmt heute bei ihm die Knetmaschine. Wenn am Morgen die Laibe geformt und eingeschossen werden, hilft auch Ehefrau Simone mit. Ab 11:30 Uhr ist alles zum Verkauf bereit.
Zum Betrieb von Bernd Richter gehören auch einige Streuobstbestände mit Äpfeln, Birnen und Kirschen. „Landwirtschaft ist für mich ein körperlicher Ausgleich. Es macht mir Spaß zu sehen, dass was wächst“, erzählt der Landwirt.
Das Streuobst lässt er in der Kleinbrennerei Rackelmann in Hundshaupten versaften: „Es ist einfach schön, wenn du dabei bist und auch mal einen faulen Apfel aussortieren kannst.“ Landwirtschaft bedeutet für Familie Richter auch die Fortführung einer Tradition: „Der Ort ist da“, sagt Bernd Richter. Und er will ihn auch für zukünftige Generationen erhalten. „Es ist eine schöne Arbeit“, lacht Bernd Richter. „Ich bin einfach gern draußen in der Natur.“
Besonderheiten:
- Jede Woche backt Bernd Richter frisches Holzofenbrot. Bestellung bis Freitag, Abholung am Samstag zwischen 11:30 und 16 Uhr.
- Kartoffeln können jederzeit in der Kartoffelkiste am Hof abgeholt werden.
Produkte:
- Holzofenbrot natur oder mit Röstzwiebeln und Walnüssen auf Vorbestellung
- Apfelsaft und Obstbrände vom eigenen Streuobst
Autorin: Corinna Brauer