TZFS_Erlebnismagazin_2022

Echt romantisch Weder Heidelberg noch Berlin, nein, die Fränkische Schweiz ist die Wiege der Romantik. Zu Beginn des 19. Jh. entdeckten Literaten und Maler die ärmliche Region zwischen Ebermannstadt und Muggendorf als »romantische Landschaft«. Das »Muggendorfer Gebürg« mit seinen vielen Burgen und Schlössern war für sie genau die richtige Kulisse, um die Sehnsucht zu stillen nach »der guten alten Zeit«, einem idealisierten deutschen Mittelalter. Prominente Besucher waren Fürst Hermann von Pückler-Muskau, der Maler Ludwig Richter und natürlich Wilhelm Heinrich Wackenroder und Ludwig Tieck, die mit ihrer berühmten Pfingstreise anno 1793 den Ruhm und den Namen der Fränkischen Schweiz begründeten. Die Pfingstreise 1793 machten sich Wilhelm Heinrich Wackenroder und Ludwig Tieck, damals noch Studenten in Erlangen, auf ihre zwölftägige »Pfingstreise«: Über Baiersdorf, Gosberg, Pretzfeld, Ebermannstadt, Muggendorf und Streitberg ritten sie nach Hollfeld und dann weiter über Wonsees und den Felsengarten Sanspareil nach Kulmbach und weiter in die Bayreuther Gegend. Begeistert schrieb Tieck: »Es ist eine Gegend, die zu tausend Schwärmereien einladet, etwas düster Melancholisches und dabei doch so überaus freundlich. O, die Natur ist doch an Schönheit unerschöpflich! Hier nur ist der wahre Genuss, eine schöne Gegend veredelt den Menschen, eine schlechte macht ihn kleinlaut und scheu, die erhabene stimmt ihn erhaben.« Die beiden Freunde entdeckten das Wiesenttal, genossen fangfrische Forellen, erkundeten Burgen, Felsen und Höhlen. Wer heute den Spuren Wackenroder und Tiecks folgt, versteht die Faszination, die die Fränkische Schweiz auf die beiden jungen Studenten ausübte. Die »Pfingstreise« gilt als die Geburtsstunde des Tourismus in der Fränkischen Schweiz. Denn durch die Reiseberichte der beiden wurden auch andere Schriftsteller und Gelehrte auf die Region aufmerksam: darunter Jean Paul, Ernst Moritz Arndt, Fürst Pückler, Alexander von Humboldt und schließlich der Spätromantiker Victor von Scheffel, der 1859 in »Der Domchorknaben Sängerfahrt« seine berühmt gewordene Wanderung durch die Fränkische Schweiz beschrieb. »O, die Natur ist doch an Schönheit unerschöpflich!« Ludwig Tieck 71

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