Christine und Helmut Beyer leben mit ihren Kindern zwischen Wiesen, Wäldern und Wanderwegen. Hier oben auf dem Jurakamm zwischen Muggendorf und Doos könnte man einen Werbefilm drehen für nachhaltige Landwirtschaft. Eine Herde Rinder döst im Stall, eine weitere sonnt sich auf der Weide daneben, Hühner spazieren unter Obstbäumen entlang, Wachteln gackern im Gehege, Hähnchen wuseln auf der Wiese. Bei Familie Beyer gibt es Rindfleisch aus Weidehaltung, Eier von Hühnern und Wachteln aus Freilandhaltung, Hähnchenfleisch aus Freilandmast und Marmeladen. Und eine Raststation, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Bis vor wenigen Jahren standen hier noch 40-50 Kälbchen und Rinder, denn viele Jahre hatte Helmut Beyer einen Aufzuchtbetrieb für Rinder geführt, hatte auf Auktionen Kälbchen gekauft und aufgezogen, um sie für die Zucht vorzubereiten. Als sich der Markt änderte, suchte der umtriebige Landwirt nach Alternativen. Seine jahrelange Erfahrung als Rinderzüchter half ihm dabei. Von 2015 bis 2017 begann er seinen Betrieb umzustellen: auf Mutterkuhhaltung und Ackerbau. Rund 48 Hektar bewirtschaftet Helmut Beyer gemeinsam mit seiner Frau Christine und seinem Sohn Josua. Heute ist Helmut Beyer einer der wenigen Landwirte im Landkreis Forchheim, der die Landwirtschaft im Vollerwerb betreibt und nach Naturland-Kriterien zertifiziert ist.
Landwirtschaft nach Naturland-Richtlinien
„Ich habe schon immer gern experimentiert und Neues ausprobiert“, erzählt Helmut Beyer, „wir wollen bei unserer Arbeit nachhaltig wirtschaften und setzen auf Qualität“. Das Biosiegel war für ihn nur die logische Konsequenz. Neben ihm im Stall dösen die Kühe, es ist gleich Zeit für die Fütterung. Den Stall hat Helmut Beyer als sogenannten „Tretmiststall“ geplant und gebaut: An der Rückseite kann der Liegebereich mit Stroh ganz einfach eingestreut werden, ein geringes Gefälle hilft den Rindern dabei, den Mist allmählich nach unten in den Aufenthaltsbereich zu treten, wo er vom Landwirt entfernt werden kann. Dank der elektronischen Entmistungstechnik ein Kinderspiel.
Die Rinder laufen vom Stall direkt auf die Weide
Vom Stall können die Rinder direkt auf die Weide laufen. „Wenn ich den Tieren auf der Weide zuschaue, ist das für mich einfach Entspannung“, schwärmt der sympathische Landwirt. Helmut Beyer hält mehrere Rinderrassen: Simmentaler, Gelbvieh und Wagyu-Rinder. Das Fleisch der robusten Wagyu-Rinder [sprich: Wagju] ist aufgrund seiner ausgeprägten Marmorierung besonders bei Gourmets beliebt, denn Wagyu-Rinder haben von Natur aus eine Veranlagung zur Fetteinlagerung – und Fett ist ein Geschmacksträger. Da alle Tiere bei Helmut Beyer artgerecht im Laufstall und auf Weiden heranwachsen, ist auch das Fleisch von hoher Qualität. Fleisch aus Weidehaltung hat einen hohen Anteil an Omega 3-Fettsäuren.
Weidehaltung fördert die Artenvielfalt
Weidehaltung hat noch einen weiteren unschlagbaren Vorteil: Sie fördert die Biodiversität. Grasende Rinder halten die Verbuschung und Verwaldung im Zaum und bauen fruchtbaren Mutterboden auf. Grünland speichert außerdem CO2. Und auch die Kuhfladen erhöhen die Artenvielfalt, denn sie sind im Gegensatz zur Gülle wahre Insektenhotels - vor allem Kuhfladen von Rindern aus Biobetrieben. Laut einer Studie versorgt ein Weiderind aus ökologischer Haltung zwei Millionen Fliegen und Käfer mit Nahrung. Bei konventionell gehaltenen Rindern sind es nur halb so viele, was meist an den Medikamentenrückständen liegt. Kuhfladen sind Lebensgrundlage für Tausende von Insekten – vom Stierkäfer bis zum Kaisermantel-Schmetterling. Und Insekten sind die Nahrung vieler Vogelarten wie Kiebitz, Wiedehopf, Dohle oder Star – Vögel, die auf der Roten Liste stehen, weil sie aus unserer Landschaft fast verschwunden sind.
Das Fleisch der Weiderinder kommt auch per Lieferung
Nach ca. 2-3 Jahren auf der Weide werden die Stiere geschlachtet. „Ich mag einfach keine jungen Tiere schlachten“, erzählt Helmut Beyer, „auch die Kühe dürfen bei uns alt werden“. Die älteste Kuh im Stall ist 10 Jahre alt.
Geschlachtet wird in Kulmbach, danach hängt das Fleisch ca. drei Wochen ab, bis es auf dem Hof der Beyers zerlegt und portioniert wird. Wann das Fleisch abholbereit ist, erfahren die Kunden per Email. Dann fährt Helmut Beyer auf mehreren Routen bis nach Erlangen, Bayreuth oder Bamberg, um seine Bestellungen auszuliefern. Einen Teil des Fleisches behält er selbst und verarbeitet es zu Burgerpatties, Bratwürsten, Seufzern und Rindersalami. Wer davon probieren möchte, kommt am besten in die Raststation am Hof, die Helmut Beyer seit dem Jahr 2018 betreibt. In einer kleinen Holzhütte hat er sich eine Gastro-Küche eingebaut mit Außengrill und Selbstbedienungskühlschrank.
Raststation am Wanderweg
Der Biohof der Familie Beyer liegt am beliebten Wanderweg, der von Muggendorf nach Doos zur Versturzhöhle Riesenburg führt. Auch der Frankenweg führt am Biohof vorbei. Radfahrer und Wanderer können die Raststation unter den alten Obstbäumen kaum verfehlen. Wer unter der Woche hier entlang wandert, darf sich gekühlte Getränke, Kaffee und Kuchen direkt aus dem Kühlschrank nehmen und das Geld in die Kasse werfen. „Wanderer sind ehrliche Leute“, erklärt Helmut Beyer sein Konzept. Er hat bisher damit nur gute Erfahrungen gemacht.
Das Navi versagt in Engelhardsberg
Wer mit dem Auto kommt, biegt an der Hauptstraße bei der Linde und dem Brunnen ab, fährt am Feuerwehrhaus vorbei und sucht sich einen Parkplatz. Hier sitzt der Gast auf der grünen Wiese an langen Bierbänken, Kinder spielen am Wachtelgehege, ab und zu spaziert ein entlaufenes Huhn vorbei, während nebenan im Stall die Kühe dösen.
Grillen am Wochenende und auf Vorbestellung
Von März bis Oktober grillt Helmut Beyer an jedem Wochenende und gern auch auf Vorbestellung an den anderen Tagen. Selbst am 1.Januar hat er schon gegrillt. „Ich bin ein Pionier und ich lebe von Visionen. Was gebraucht wird, da spring ich drauf an“, lacht er. Der Erfolg gibt ihm recht: „Das war der geilste Burger, den ich je gegessen habe“, schwärmt ein junger Student aus Bamberg. Er hat heute extra seine Freunde mitgebracht, damit sie den Biohof kennenlernen. Die Burgerbrötchen bäckt Christine Beyer selbst „mit Dinkelmehl, Butter, Milch und Zucker“. Damit der Teig genug Zeit zum Gehen hat, beginnt ihr Backtag meist um 6 Uhr früh.
Burger vom Wagyu-Rind
Die Burgerpatties stammen ausschließlich von den eigenen Wagyu-Rindern. Durch die langsame Aufzucht, hat das Fleisch eine hohe Qualität. Und auch wenn die Beyers für ihre gute Burgerqualität aus Rindfleisch bekannt sind: Manche Besucher kommen auch für den „besten Gemüseburger“. Denn für Vegetarier haben die Beyers eine echte Alternative aus Paprika, Zucchini und Champignons kreiert. Je nachdem, was die Jahreszeit hergibt.
Am Ende des Tages, wenn die Wanderer satt und die Burger aufgegessen sind, lehnen sich Helmut und Christine Beyer zurück, blicken auf ihr Tagwerk und haben immer noch ein freundliches Wort für späte Wanderer. Es kann sein, dass man hier dann die Zeit vergisst und am nächsten Tag wiederkommt. Das Ambiente ist einfach ansteckend.
Besonderheiten:
Helmut Beyer lässt aus seinen Rindern auch Wurst herstellen, die garantiert nur Rindfleisch enthält (und kein Schweinefleisch).
Raststation unter der Woche mit Selbstbedienung (Kuchen, Eis, Brotzeiten, Getränke nach Verfügbarkeit)
Am Wochenende ist die Grillstation von 12-19 Uhr geöffnet. Auf Vorbestellung grillt Helmut Beyer auch an Wochentagen
Familie Beyer bietet nach Schlachttagen einen Lieferservice nach Erlangen, Bamberg und Bayreuth an.
Produkte:
- Fleisch und Wurst von den eigenen Rindern, und vom eigenen Wagyu-Rind, zum Beispiel: Rindersalami, Bauernseufzer, Göttinger in Dosen, Rinderbratwurst, Fleischwurst (ab Hof, nach Vereinbarung, nach persönlichen Vorlieben, ohne Fleischpakete)
- Masthähnchen (auf Vorbestellung)
- Wachtel- und Hühnereier
- Selbstgemachte Marmeladen
- Grill- und Raststation mit Burgern, Bratwürsten vom Rind und Currywurst vom Rind
- Brennholz
Anfahrt
Ein Hinweisschild sucht man vergeblich. Auch das Navi im Auto gibt nach einigen Versuchen auf. Deshalb hier nochmal kurz die Anfahrt erklärt: An der Hauptstraße in Engelhardsberg aus Richtung Muggendorf bei der Linde links abbiegen, beim Feuerwehrhaus vorbei und parken.
Autorin: Corinna Brauer